Milan Popovic (Hrsg.): In Albert's Shadow. The life and letters of Mileva Maric, Einstein's first wife.
Baltimore: Johns Hopkins University Press, 2003.

In: NTM 13(2005), S. 125-126.

Am Ende unseres Artikels über den 1998 in Podgorica erschienenen Briefwechsel zwischen Einsteins erster Frau Mileva Marić und deren Freundin Helene Savić (NTM N.S. 11 (2003), S. 29-33) äußerten Mirjana Ilić und ich den Wunsch, daß sich bald ein Verlag findet, der das schwer erhältliche Buch in einer Sprache herausgibt, die einer größeren Zahl von Leserinnen und Lesern zugänglich ist als die serbische Muttersprache der Mileva Marić. Schneller als erwartet ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Die hier angezeigte Ausgabe enthält eine gekürzte und überarbeitete englische Fassung der Einleitung und sämtliche Briefe in englischer Übersetzung, ferner zahlreiche Photographien aus dem Familienbesitz des Herausgebers, eines Enkels von Helene Savić.

Leider wurden die Originaltexte der Briefe nicht übernommen, so daß die Ausgabe als Quellentext für die wissenschaftshistorische Forschung ungeeignet ist. Besonders ärgerlich ist, daß an keiner Stelle auf die Ausgabe von 1998 und damit auf die Existenz einer Veröffentlichung der Briefe in ihrer Originalsprache hingewiesen wird. So wird es nicht ausbleiben, daß demnächst in deutschen Publikationen die Briefe von Mileva Marić in Rückübersetzung aus einer englischen Fassung zitiert werden, bei der viele sprachliche Nuancen verloren gegangen sind (bis hin zur Anrede "Du" und "Sie" in Verbindung mit dem Vornamen) und die nicht frei von Übersetzungsfehlern ist. Dafür nur wenige Beispiele: In der englischen Fassung eines Briefes von 1903 dankt Mileva ihrer Freundin "for your detailed report of your trouble" (S. 81); im Original heißt es jedoch: "Ich danke Dir herzlichst für Deinen ausführlichen Bericht und Deine Bemühungen.". "Herzlich grüsst Sie Beide" in einem Brief Einsteins wird übersetzt mit "Cordial greetings from both of us" (S. 171), und aus der Salzburger "Versammlung Deutscher Naturforscher" wird "a meeting of German physicists" (S. 98). Der Satz "Einigermassen, so viel es eben einem möglich ist, fühle ich Dirs nach." in einem Brief Milevas vom Dezember 1901 wird weggelassen und durch [..] ersetzt (S. 79) - so einfach wird ein Übersetzungsproblem gelöst.

Fazit: Wer als Wissenschaftshistoriker(in) mit diesen Briefen arbeitet, die eine der wenigen Quellen zum Verständnis der Persönlichkeit von Einsteins erster Frau darstellen, muß nach wie vor auf die Originalausgabe von 1998 zurückgreifen.

Andreas Kleinert